Früher als gedacht, erhält Laos nun also sozusagen eine zweite Chance. Wir sind gespannt, wie wir das Land beim zweiten Besuch erleben. Und wir werden ganz herzlich begrüsst. Die Menschen winken uns freundlich zu und motiviert starten wir in die laotischen Hügel. Die nächsten Fahrtage sind geprägt von vielen Höhenmetern durch grünen Jungel, eintönigem Essen, wenig Verkehr und unglaublicher Hitze…
Heute ist Sonntag und wir sehen die Leute in den Familien zusammensitzen – wie wir das Zuhause tun. Die Schere zwischen arm und reich scheint uns nahe zur thailändischen Grenze deutlich sichtbar. In den Dörfern mit einfachen Bambushütten stehen auch immer wieder einige zweistöckige Häuser. Die Infrastruktur ist auch in dieser Gegend einfach: Obwohl es Stromleitungen hat, führt oft kein Kabel zu den Hütten. Einige haben Solarpanels, andere scheinen stromlos zu leben.
Am Strassenrand wird eine dunkelgrüne, kornartige Pflanze auf dem Teer ausgeschlagen. Grüner Sand verteilt sich auf der Fahrbahn, ist aber offensichtlich das Abfallprodukt. Wir rätseln lange, für was die Büschel wohl gebraucht werden? Bis ein Strassenverkäufer seine handgefertigten Besen feilhält. 🙂
Dank kurzen Etappen, kommen wir jeweils früh an. Wir finden ein herziges Bambus-Bungalow und sagen nach der Besichtigung zu. Die Dame besteht aber darauf, dass wir auch noch einen Blick auf den kleinen Balkon werfen. Na gut. Und wir trauen unseren Augen kaum: Da hängt tatsächlich eine Hängematte! Unsere Erste auf der ganzen Reise! Sie wird sogleich für ein Nachmittagspfüüsi von Sämy in Beschlag genommen.
Zum Zmittag finden wir in den kleinen Dörfern nichts. In den rudimentären Läden gibt es wenig brauchbares und so fragen wir nach Reis. Aus dem hauseigenen Topf werden uns rasch zwei Säckli Klebreis abgefüllt. Mangels Alternative gibt es abends und zum Frühstück oft Nudelsuppe.
An einem Morgen werden wir aber fündig: Vor einem Shop werden Reisfladen und frittierte Bananen verkauft. Da schlagen wir zu und verspeisen die Köstlichkeiten im Resort im Garten. Es setzt sich Sak zu uns. Er präsentiert sich im weissen Hemd und ist parat für die heutige Hochzeit. Wir wissen bereits davon, denn schon um 6 Uhr plärrten Glückwünsche aus den Lautsprechern. So etwa zwanzig Minuten schallt eine monotone Stimme durchs Morgengrauen. Dann Musik. Wir drehen uns nochmals auf der harten Matratze. Dann übernimmt für eine Viertelstunde eine Frauenstimme. Wieder Musik. Es geht so weiter bis um acht!
Sak spricht etwas Englisch und erklärt uns die Situation: Er hat gestern seinen Manager für das bevorstehende Hochzeitsfest hierhin gefahren. Den heutigen Tag wird er mit Essen und vorallem Trinken verbringen. Als Geschenk hat er, wie hier anscheinend üblich, ein paar Geldscheine dabei. Es wird ein grosses Fest werden. Schon gestern haben wir die Dorfbewohner bei den Vorbereitungen beobachtet: Unter einem riesigen Zelt werden zig runde Tische und Stühle aufgestellt. Und die Frauen rüsten bereits das Gemüse. «Wie uns Bierlao schmeckt?», will Sak wissen. «Besser als die thailändische Konkurrenz!». Natürlich lädt er uns danach prompt zu den Festivitäten ein. Wir wollen jedoch weiter und lehnen dankend ab.
Wir erreichen Luang Namtha. Die Ortschaft hat keine lange Geschichte. Sie ist im Geheimen Krieg von den Amerikanern vollständig zerbombt worden. Es scheint, als hätten die Bewohner Geld für den Wiederaufbau erhalten. So steht ein protziges Haus neben dem Nächsten. Das Städtchen hat nicht viel Charme und es fällt uns schwer, eine sympathische Bleibe zu finden. Dann werden wir in einem riesigen Teakholz-Hotel fündig. Direkt nebenan befindet sich ein herziges Lokal. Sämy versucht seine Erkältung auszukurieren und wir werden zu Stammkunden. Zu etlichen Siedler-Partien gibt es Kaffee, Kuchen, Tee, Bier zum (abgesprochenen) Ladenpreis und gratis Trinkwasser vom Spender. Letzteres ist in Laos gar nicht so einfach zu finden. Vom Hahn sollte man eher nicht trinken, im Laden findet man aber nur 1.5l-Flaschen. Die Laoten werden direkt mit 20-Liter Kanistern beliefert und die Bergquellwasser-Alternative geht für uns schnell ins Geld. So streunen wir oft mit unseren leeren PET-Flaschen durch die Strassen, bis wir einen ebensolchen Wasserspender in einer Apotheke, Restaurant oder Metzgerei erblicken. Wir zeigen auf eine unserer Flaschen und werden sofort zum Trinkwasser geführt. Dann packen wir noch zwei weitere aus dem Rucksack und bedanken uns bald herzlichst. 🙂
Nach ein paar Ruhetagen fahren wir weiter in Richtung chinesische Grenze. Am Mittag erreichen wir unseren ursprünglich geplanten Etappenzielort Nateuy. Wir entscheiden uns, noch etwas weiter zu fahren. Der LKW-Verkehr nimmt bald zu und die Luft ist wegen einer kilometerlangen Baustelle von Chinapower staubig. Unterwegs klappern wir ein paar Unterkünfte ab, aber fahren wegen den happigen Preisen jeweils gleich weiter. Nach einer Schranke sind wir im zollfrei-Gebiet. Es fühlt sich wie ein Grenzübertritt an, denn es ist nun alles bereits chinesisch. Nach ein paar weiteren staubigen Kilometern erreichen wir Boten und sind erst mal schockiert. Da stehen riesige Hochhäuser vor uns. Viele am Zerfallen, diverse andere noch im Bau. In wenigen Jahren werden wir die Stadt wohl nicht wiedererkennen. Mit hunderten Bulldozern wird neben einem riesigen Staudamm auch ein Naturpark aus dem Boden gestampft. Wohlhabende Chinesen sollen hier ihr Geld in Parfums und modische Taschen investieren.
Im schicken Hotel werden wir mit «nihao» begrüsst und dann auch gleich wieder weggeschickt. Im Zweiten steht die kalte Nudelsuppe noch im Topf und die 300 chinesischen Yuan (~50 CHF) für ein Zimmer stellen für unser Budget eher so eine Woche an Unterkünften dar. Ansonsten finden wir nichts. Was nun? Sollen wir unser Zelt irgendwo aufschlagen? Irgendwie ist uns das in der Grenzregion zu heikel. Heute ist einer der wenigen unangenehmen Tage unserer Reise, an welchem wir keinen «richtigen» Übernachtungsplatz finden. So fahren wir nochmals 6km zurück, wo wir für gleichviel wie eine Nacht im gemütlichen, mit Wifi ausgestatteten Hotel in Luang Namtha ein bescheidenes Zimmer finden. Nett oder freundlich erscheint uns hier niemand. Als wir vom Essen zurückkommen, ist das ganze Dorf eine einzige Party – oder eher Rotlichtmilieu.
Wir sind froh, am nächsten Morgen aus dieser komischen Gegend wegzukommen und strampeln erneut Richtung Grenze. Bald haben wir den laotischen Ausreisestempel im Pass und fahren durch den goldenen Torbogen. Nur wenige Meter durchs Niemandsland und wir erreichen voller Vorfreude etwas nervös das protzige, chinesische Grenzgebäude.
hallo ihr lieben.
wow 18000 km.herzliche gratulation.
ich freue mich auf den nächsten bericht.
habt ihr jetzt auch ein bisschen wärmeres wetter.
und sind die grossen höhenmeter vorbei.
ihr kommt immer näher zu europa.in ein paar wochen habt ihr den
marathon geschafft.
schön bald wieder etwas zu hören.
grüsse aus allschwil